Parkinson ist eine fortschreitende neurologische Erkrankung, die das tägliche Leben stark beeinflussen kann. Als erfahrene TCM-Therapeutin in Zürich habe ich in den letzten 22 Jahren einige Patient:innen mit diesen Symptomen begleitet – dabei steht für mich immer die individuelle Behandlung im Vordergrund. Hier zeige ich, wie Akupunktur gezielt eingesetzt werden kann und welche Punkte ich häufig verwende, um die Beschwerden zu mildern.
Wichtige Erkenntnisse
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Die Diagnose in der TCM orientiert sich weniger an der westlichen Krankheitsbezeichnung als an Symptomen und Meridianen.
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Bei Parkinson stehen das Du Mai (Lenkergefäss), die Leber- und Blasenmeridiane im Mittelpunkt.
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Die Behandlung sollte regelmässig und über längere Zeit erfolgen, um nachhaltige Veränderungen zu erreichen.
Was macht Parkinson aus Sicht der TCM besonders?
Durch Symptome wie Zittern, verlangsamte Bewegungen und Muskelsteifheit zeigt sich für uns TCM-Therapeuten ein Bild von „innerem Wind“, oft ausgelöst durch ein Defizit an Leber-Yin. Dazu kommen gestörte Balance, Probleme beim aufrechten Stehen und chronische Erschöpfung. In der chinesischen Medizin nennen wir das Gehirn das „Meer des Marks“, und sehen das Du Mai als entscheidenden Kanal für Haltung und neurologische Funktionen an.
Die wichtigsten Akupunkturpunkte bei Parkinson
In meiner Praxis starte ich meist mit den sogenannten Öffnungspunkten der ausserordentlichen Gefäße und ergänze klassische Meridianpunkte. Das hilft, sowohl Symptome wie Muskelzittern als auch die zugrunde liegende Schwäche zu behandeln.
Übersicht der häufig genutzten Punkte
Punkt |
Meridiansystem |
Wirkung |
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Dü 3 (SI 3) |
Dünndarm/Blase |
Öffnet Du Mai, beeinflusst Rücken, Geist |
Bl 62 |
Blase/Lenkergefäss |
Öffnet Du Mai, fördert Balance |
Lu 7 |
Lunge |
Öffnet Ren Mai, beruhigt und balanciert |
Ni 6 |
Niere |
Öffnet Ren Mai, Yin-stärkend |
Du 20 |
Lenkergefäss |
Klärt Kopf und Geist, hilft bei Zittern |
Le 3 |
Leber |
Wind-ausleitend, entspannt Muskeln |
Gb 34 |
Gallenblase |
Fördert Beweglichkeit, entspannt Muskeln |
Blutungstechnik und ergänzende Massnahmen
In manchen Fällen setze ich die «Blutung» an sensiblen Punkten zwischen Gallenblase 36 und 37 ein. Auch Blasen 40 oder Perikard 3 eignen sich gut. Besonders bei «sich festsetzender» Symptomatik – also Blutstase oder Schleim-Blockade – kann zusätzlich Magen 40 geblutet werden. Hier empfiehlt sich Erfahrung: Immer vorsichtig und nie Krampfadern bluten!
Individualisierte Punktwahl nach der 5-Elemente-Lehre
Zur Schritt-für-Schritt-Auswahl:
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Eröffnungspunkte: SI 3 + Bl 62 (Du Mai), Lu 7 + Ni 6 (Ren Mai)
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Hauptpunkte für Symptome: Du 20, Du 21, Bl 8, Le 3
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Balance-Yin-Quellenpunkte: Le 3, Ni 3, Mi 3
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Ergänzung je nach Yin/Yang-Bedarf:
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Bei viel Wind (Holz): Zusatz Holzpunkte auf Yang-Kanälen (z. B. DI 3)
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Bei Hitze: Fire-Punkte (LI 5, SJ 6)
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Bei Schwäche: Wasserpunkte (Lu 5, Pc 3, H 3)
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Die Auswahl kombiniere ich fast immer individuell nach Bild und Puls.
Wie oft behandeln und wie lange?
Grundsätzlich gilt: Mindestens einmal pro Woche – besser häufiger in der Startphase. Wirkliche Fortschritte zeigen sich meist erst nach drei Monaten regelmässiger Sitzungen. Dieser Zeitraum spiegelt in der TCM die Zeitspanne wider, in der sich Jing-Essenz (unsere Grundsubstanz) regeneriert oder anpasst.
Studien und eigene Erfahrungen
Eine grosse Übersichtsarbeit aus Korea (2017) hat übrigens gezeigt, dass Akupunktur Symptome bei Parkinson messbar verbessern kann. Es überrascht mich nicht, dass Punkte wie Le 3, Gb 34 und Du 20 zu den häufigsten gehören – sie helfen meinen Patient:innen immer wieder spürbar.
Zum Schluss
Jede Parkinson-Patient:in kommt mit ihrer Geschichte, ihren Beschwerden und Bedürfnissen. Die oben genannten Punkte sind nur Ausgangspunkt – den Rest mache ich immer nach Gefühl, Pulsdiagnose und Stimmung des Tages. Ich bin gespannt: Welche Erfahrungen habt Ihr gemacht?