Akupunktur gegen Hitzewallungen und Schlaflosigkeit: Meine besten Punkte aus 22 Jahren TCM-Praxis

Person lying on bed, writing in notebook, holding envelope, cozy room.

Viele meiner Patientinnen kommen zu mir, weil sie nachts immer wieder von Hitzewallungen geweckt werden – und dann einfach nicht mehr einschlafen können. Genau das ist eines der häufigsten Probleme in meiner TCM-Praxis in Zürich. Mit ein paar bewährten Akupunkturpunkten und etwas Verständnis für die chinesische Medizin lässt sich aber oft schnell spürbare Besserung schaffen.

Wichtigste Erkenntnisse

  • Schlaflosigkeit durch Hitzewallungen hat meist mit einer Nierenschwäche zu tun (Yin-Mangel).

  • Es gibt häufig mehrere Muster, die kombiniert auftreten, z. B. auch Leber-Yin-Mangel oder gestörte Kommunikation zwischen Herz und Niere.

  • Verschiedene Symptome und die Uhrzeit des Aufwachens geben Hinweise auf das zugrundeliegende Muster.

  • Es genügt oft schon, einige gezielt gewählte Punkte zu nadeln, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.

Die energetische Basis von Hitzewallungen und Schlafstörungen

Aus Sicht der TCM liegt der Grund für Hitzewallungen in den Wechseljahren meist beim Nieren-Yin-Mangel. Die Nieren gelten als Fundament unserer Energie mit Yin- und Yang-Anteil. Sinkt das Yin (also das kühlende, nährende Prinzip) mit dem Alter ab, bekommt das Yang (die wärmende Energie) zu viel Raum – wie ein Feuer ohne Wasser, das wild aufflammt. Wärmewallungen und Nachtschweiss sind typische Folgen. Der Schlaf wird unruhig, weil Hitze nachts aufsteigt und den Geist stört.

Typische Muster und ihre Symptome

Neben Nieren-Yin-Mangel gibt es weitere Muster, die zu diesen Problemen beitragen können. Hier eine Übersicht:

Muster

Typische Symptome

Aufwachzeit

Nieren-Yin-Mangel

Hitzewallungen, Nachtschweiss, trockener Hals, Rückenschmerzen

Nachts, unruhig, oft nicht direkt an Zeit gebunden

Leber-Yin-Mangel

Augentrockenheit, emotionale Unruhe, Grübeleien

1–3 Uhr nachts

Herz-Niere-Disharmonie

Einschlafprobleme, Herzklopfen, Angst, Palpitationen

Vor allem Einschlafprobleme

Lungen-Yin-Mangel

Trockener Hals oder Husten, evtl. Schleim, Mundtrockenheit

3–5 Uhr morgens

Nieren-Yang-Mangel

Häufiges nächtliches Wasserlassen, Kälteempfinden

Nachts (Harndrang)

Oft treten diese Muster kombiniert auf. Es lohnt sich, neben den Symptomen auch darauf zu achten, wann jemand nachts aufwacht. Das gibt schon ungeheuer viele Hinweise, welches Organ beteiligt ist.

Mein Behandlungsansatz Schritt für Schritt

Was tun wir also? Ich mache es mir immer einfach – und orientiere mich an folgenden fünf Schritten:

  1. Nieren-Yin stärken: Basis der Behandlung bei Hitzewallungen-Schlaflosigkeit.

  2. Leere Hitze klären: Die „aufwallende Wärme“ beruhigen.

  3. Shen (Geist) beruhigen: Damit die Gedanken und Emotionen nachts zur Ruhe kommen.

  4. Wasserwege regulieren: Flüssigkeitshaushalt und Hormonbalance unterstützen.

  5. Qi bewegen: Stauungen auflösen, besonders bei emotionaler Anspannung oder Unruhe.

Wichtige Akupunkturpunkte in der Behandlung

Hier meine persönlichen Favoriten – nicht alle auf einmal anwenden, sondern individuell auswählen!

Nieren-Yin stärken:

  • Niere 3 (Taixi)

  • Niere 6 (Zhaohai)

  • Niere 1 (Yongquan, am Fuß – besonders erdend)

  • Ren 4 (Guanyuan)

Leere Hitze klären:

  • Niere 2 (Rangu)

  • Leber 2 (Xingjian)

  • Lunge 10 (Yuji) (je nach Symptom)

Shen beruhigen:

  • Herz 7 (Shenmen)

  • Pericard 6 (Neiguan)

Wasserwege regulieren:

  • Blase 22 (Sanjiaoshu)

  • Blase 39 (Weiyang)

  • San Jiao 4 (Yangchi)

  • Milz 9 (Yinlingquan)

Qi bewegen:

  • Ren 17 (Shanzhong)

  • Magen 36 (Zusanli)

  • Milz 6 (Sanyinjiao)

  • Gallenblase 34 (Yanglingquan)

  • Leber 14 (Qimen)

Der grosse Tipp aus zwei Jahrzehnten Praxis: Weniger ist oft mehr. Drei bis fünf sorgfältig gewählte Punkte, gut auf den Menschen abgestimmt, bringen meist mehr als viele Nadeln. Pulsdiagnose und genaue Befragung sind Gold wert.

Zeitpunkte des Aufwachens – Was verrät die innere Uhr?

Noch ein Tip: Ein genauer Blick auf die Aufwachzeit kann die Diagnose massiv erleichtern. Hier eine kleine Übersicht:

  • 23–1 Uhr: Gallenblasenzeit – oft Leber-Yin-Thematik

  • 1–3 Uhr: Leberzeit – Leber-Yin-Mangel, Grübeln, Wut

  • 3–5 Uhr: Lungenzeit – Lungen-Yin-Mangel, Atem, Traurigkeit

  • 5–7 Uhr: Dickdarm, eher seltener relevant

Und noch ein Klassiker: Muss jemand nachts häufig zur Toilette, deutet das auf eine Schwäche von Niere und Blase hin, oft kombiniert mit Kältesymptomen (Yang-Mangel).

Fazit aus Erfahrung

Ich kann nur sagen: Mit ein wenig Verständnis für die Muster dahinter, guten Akupunkturpunkten (und manchmal kleinen Ernährungsänderungen) lässt sich sehr viel erreichen. Probieren Sie es ruhig aus, manchmal ist es ganz erstaunlich, wie schnell sich die ersten Veränderungen einstellen können. Gute Besserung und ruhige Nächte für alle!

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