Angstzustände und innere Unruhe: TCM Fallbeispiele

A person shields their eyes, looking into the distance.

Angstzustände und innere Unruhe können das Leben ganz schön belasten. In meiner Praxis für Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) in Zürich sehe ich immer wieder Patientinnen und Patienten, die unter diesen Beschwerden leiden. Oft stecken hinter solchen Symptomen komplexe Muster, die mit der TCM gut zu behandeln sind. In diesem Artikel teile ich einige anonymisierte TCM Fallbeispiele, die zeigen, wie wir mit Akupunktur und Kräutern diesen Zuständen begegnen können.

Wichtige Erkenntnisse aus den Fallbeispielen

  • Die TCM betrachtet Angstzustände und innere Unruhe oft als Ausdruck von Ungleichgewichten im Energiefluss (Qi) und in den Körpersäften wie Blut und Yin. Muster wie Herz Yin Mangel mit Leere Hitze oder Milz Qi Mangel mit Herz Qi/Blut Leere sind häufig anzutreffen.

  • Die genaue Diagnose in der TCM stützt sich auf die Zungen- und Pulsdiagnostik. Diese Methoden helfen, die spezifischen Muster hinter den Symptomen zu erkennen und eine massgeschneiderte Behandlung zu entwickeln.

  • Die Behandlung von Angstzuständen und innerer Unruhe in der TCM umfasst oft eine Kombination aus Akupunktur, Kräuterrezepturen und Lebensstiländerungen, um das Shen (Geist/Bewusstsein) zu beruhigen und die zugrundeliegenden Muster auszugleichen.

Fallbeispiele: Angstzustände und innere Unruhe

Person with hands on temples, eyes closed, appearing stressed or thoughtful.

Angstzustände und innere Unruhe zeigen sich in der Praxis enorm unterschiedlich. Zwei häufige TCM-Muster sind einerseits Herz Yin Mangel mit Leere Hitze, andererseits Milz Qi Mangel kombiniert mit Herz Qi/Blut Leere. Hier stelle ich euch zwei echte Fälle aus meinem Praxisalltag vor:

Herz Yin Mangel mit Leere Hitze

Ein 29-jähriger Lehrer kommt mit Symptomen wie Einschlafschwierigkeiten, Herzklopfen, innerer Unruhe und einer ständigen Gereiztheit. Nachts ist er oft schweissnass aufgewacht, tagsüber müde und mit flimmernden Augen.

Wichtige Merkmale bei ihm waren:

  • Palpitationen, Unruhe, leichte Tinnitusphasen

  • Nachtschweiss, heisse Hände und Füsse abends

  • Zunge: rot, dünn, wenig Belag, teils rissig

  • Puls: dünn, schnell und manchmal unregelmässig

Die Anamnese zeigte eine klare emotionale Belastung, wenig Erholung, Sorgen rund um den Arbeitsplatz und einen Hang zum „Überhitzen“ – im Sommer noch schlimmer.

Herz Yin Mangel-Muster treten oft bei Menschen auf, die viel Stress mit sich selbst machen, wenig Ausgleich haben und kaum zu tiefer Ruhe kommen.

Therapeutisch setzte ich auf Rezepte mit Yin-nährenden Kräutern (z.B. Mai Men Dong, Suan Zao Ren, Wu Wei Zi), kombiniert mit Akupunkturpunkten wie Niere 3 (Tai Xi), Herz 7 (Shen Men) und Kreislauf 6 (Nei Guan). Das Ziel: das Yin aufbauen, die Leere Hitze herunterfahren und den Shen beruhigen.

Milz Qi Mangel mit Herz Qi/Blut Leere

Fall 2 betrifft eine 42-jährige Pflegefachfrau. Sie klagt über zunehmende Angstzustände, Konzentrationsschwäche und ständiges Gedankenkreisen vor dem Einschlafen. Körperlich merkt sie sich oft schwach, hat Appetitlosigkeit und gelegentlich blaue Flecken an den Beinen.

  • Häufige Symptome:

    • Palpitationen, leichter Schwindel

    • Müdigkeit, vor allem nach dem Essen

    • Schlaf wird gegen Morgen sehr leicht oder unterbrochen

    • Zunge: blass, Zahnabdrücke, teils leicht geschwollen

    • Puls: schwach, dünn, manchmal leer

Strukturierte Übersicht:

Symptom

Ausprägung

Palpitationen

Häufig, mild

Schlafstörung

Einschlaf, Durchschlaf schlecht

Konzentrationsschwäche

Stark vorhanden

Nachtschweiss

Selten

Müdigkeit nach Essen

Immer

Hier braucht es eine Milz-stärkende und „das Herz nähren“-Strategie: Regelmässige Mahlzeiten, Kräuter wie Huang Qi (Astragalus), Bai Zhu (Atractylodes), Dang Gui und Suan Zao Ren tun hier gut. Akupunkturpunkte wie Blase 20 (Pi Shu), Magen 36 (Zu San Li) und Herz 7 (Shen Men) werden gewählt, um Qi und Blut zu stärken.

Patienten mit Milz Qi und Herzblutmangel erleben oft die erschöpfende Seite von Angstzuständen: Kraftlos, fahrig, das Denken schwer und der Schlaf bringt kaum Erholung.

Beide Fallbeispiele zeigen, wie individuell Angst und innere Unruhe in der TCM betrachtet werden – und warum die feine Differenzierung so zentral ist.

TCM-Diagnostik und Behandlungsansätze

Person holding a flower over one eye in a greenhouse.

Wenn wir uns mit Angstzuständen und innerer Unruhe befassen, ist eine genaue Diagnose nach den Prinzipien der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) das A und O. Es reicht nicht, nur die Symptome zu sehen; wir müssen tiefer blicken, um die zugrundeliegenden Muster zu erkennen. Das ist wie bei einem Haus, bei dem man nicht nur die kaputte Fassade repariert, sondern auch nachsieht, ob das Fundament Risse hat.

Zungen- und Pulsdiagnostik bei Angstzuständen

Die Zunge und der Puls sind für uns TCM-Therapeuten wie ein offenes Buch. Sie verraten uns viel über den Zustand des Körpers und Geistes. Bei Angstzuständen schauen wir uns die Zunge genau an: Ist sie blass oder eher gerötet? Hat sie einen dicken oder dünnen Belag? Die Zungenspitze kann zum Beispiel auf Herz-Hitze hinweisen, während ein blasser Körper eher auf eine Leere von Qi oder Blut hindeutet. Auch die Form und Farbe des Zungenkörpers geben Aufschluss.

Der Puls ist ebenso aufschlussreich. Ein schneller Puls (Shuo Mai) kann auf Hitze oder auf aufgewühlten Shen (Geist) hindeuten. Ein leerer Puls (Xu Mai) zeigt oft eine allgemeine Schwäche an, während ein tiefer Puls (Chen Mai) auf tiefer liegende Probleme im Körper hinweisen kann. Manchmal ist der Puls auch unregelmässig (Cu Mai), was auf eine Herz-Qi-Stagnation oder sogar auf Blut-Stase hindeuten kann. Die Kombination von Zungen- und Pulsbefund hilft uns, das genaue Muster zu entschlüsseln, das hinter der Angst steckt.

Pulsqualität

Mögliche Bedeutung bei Angstzuständen

Schnell (Shuo Mai)

Hitze, aufgewühlter Shen

Leer (Xu Mai)

Allgemeine Schwäche, Qi- oder Blut-Leere

Unregelmässig (Cu Mai)

Herz-Qi-Stagnation, Blut-Stase

Oberflächlich (Fu Mai)

Akute Störung, oft im oberen Körperbereich

Akupunkturpunkte zur Beruhigung des Shen

Nachdem wir die Diagnose gestellt haben, wählen wir gezielt Akupunkturpunkte aus, um das Shen (den Geist) zu beruhigen und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Es gibt eine Reihe von Punkten, die sich hier besonders bewährt haben:

  • Herz 7 (Shen Men): Dies ist ein Hauptpunkt zur Beruhigung des Geistes und zur Linderung von Angstgefühlen, Schlaflosigkeit und innerer Unruhe. Er wird oft als ‚Tor zum Shen‘ bezeichnet.

  • Niere 1 (Yong Quan): Dieser Punkt an der Fusssohle hat eine erdende Wirkung und kann helfen, aufgewühlte Energien nach unten zu leiten und den Geist zu beruhigen.

  • Gallenblase 34 (Yang Ling Quan): Dieser Punkt ist wichtig, um Qi-Stagnation zu lösen, die oft mit innerer Unruhe und Anspannung einhergeht. Er hilft, den Fluss des Qi zu verbessern.

  • Magen 36 (Zu San Li): Ein wichtiger Punkt zur Stärkung des Qi und Blutes, besonders wenn die Angst mit Erschöpfung und Schwäche einhergeht. Eine gute allgemeine Stärkung hilft auch dem Geist.

  • Perikard 6 (Nei Guan): Dieser Punkt wird oft bei Herzklopfen und Angst eingesetzt, da er das Herz beruhigt und den Brustkorb öffnet.

Die Auswahl der Punkte hängt immer von der individuellen Diagnose ab. Manchmal kombinieren wir auch Kräuterrezepturen, um die Behandlung zu unterstützen. Eine Praxis in Zürich bietet beispielsweise individuelle TCM-Behandlungen an, die genau auf solche Beschwerden zugeschnitten sind.

Die Kunst der TCM liegt darin, die Wurzel des Problems zu finden und nicht nur die Symptome zu behandeln. Bei Angstzuständen bedeutet das oft, das Herz, die Milz und die Nieren zu stärken, da diese Organe eng mit unserer emotionalen und geistigen Verfassung verbunden sind. Eine ganzheitliche Betrachtung ist hier der Schlüssel zum Erfolg.

Die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bietet spannende Wege, um herauszufinden, was deinem Körper fehlt und wie man ihm am besten hilft. Wir schauen uns genau an, woher deine Beschwerden kommen, um dann die passende Behandlung zu finden. Möchtest du mehr darüber erfahren, wie TCM dir helfen kann, dich besser zu fühlen? Besuche meine Webseite für mehr Infos!

Fazit

Die vorgestellten Fallbeispiele zeigen, wie die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) bei Angstzuständen und innerer Unruhe eingesetzt werden kann. Durch die sorgfältige Diagnose von Mustern wie Milz-Qi-Mangel, Herz-Yin-Mangel mit Leere Hitze oder Leber-Qi-Stau lassen sich individuelle Behandlungspläne erstellen. Die Kombination aus Akupunktur, Kräuterrezepturen und gegebenenfalls Anpassungen des Lebensstils zielt darauf ab, das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Die Erfolge in diesen Fällen unterstreichen das Potenzial der TCM, auch bei komplexen psychischen Beschwerden Linderung zu verschaffen und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.

Häufig gestellte Fragen

Was sind die Hauptsymptome von Angstzuständen und innerer Unruhe aus Sicht der TCM?

Typische Anzeichen sind Herzklopfen, Nervosität, Schlafprobleme, ein Gefühl der inneren Anspannung und manchmal auch Hitzewallungen. Oft fühlen sich Betroffene auch schreckhaft und ängstlich.

Welche Muster werden in der TCM bei Angstzuständen unterschieden?

Wir unterscheiden oft zwischen einem Mangel des Herz-Yin, der zu innerer Hitze führt, und einem Mangel an Milz-Qi, der das Herz-Qi und das Blut schwächt. Beide können zu ähnlichen Symptomen wie Unruhe und Angst führen.

Wie hilft die Zungen- und Pulsdiagnostik bei der Diagnose von Angstzuständen?

Die Zunge gibt uns Hinweise auf den Zustand von Blut und Qi, während der Puls zeigt, ob das Herz oder andere Organe aus dem Gleichgewicht geraten sind. Ein schneller, oberflächlicher oder leerer Puls kann auf solche Zustände hindeuten.

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