Wer kennt das nicht: Blähungen, Völlegefühl, manchmal tagelang kein Stuhlgang, dann wieder Verdauungsprobleme – und keiner weiss so richtig, woher es kommt. In der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) nennen wir diese Beschwerden oft Milz-Qi-Mangel. Viele meiner Patienten haben genau das – und es gibt ein paar bewährte Kräuter, die wirklich helfen können.
Wichtigste Erkenntnisse
-
Miilz-Qi-Mangel bezeichnet in der TCM typische Verdauungsstörungen, häufig verbunden mit Müdigkeit, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und sogar einem schwachen Immunsystem.
-
Vier Kräuter stehen im Mittelpunkt der Behandlung: Ren Shen (Ginseng), Fu Ling (Poria), Bai Zhu (Atractylodis macrocephalae Rhizoma) und Huang Qi (Astragalus).
-
Es geht nicht um das anatomische Organ „Milz“, sondern um einen Funktionskreis, den man in der modernen Medizin eher mit Darm und Bauchspeicheldrüse vergleichen würde.
Mein persönlicher Weg zu TCM
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit, als ich selbst mit Darmproblemen zu kämpfen hatte. Obwohl ich mich gesund ernährte, Sport trieb und auf mich achtete, litt ich unter Blähungen, unregelmässigem Stuhlgang, Abgeschlagenheit. Damals hätte man vielleicht von IBS (Irritable Bowel Syndrome / Reizdarmsyndrom) oder SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth / Dünndarmfehlbesiedlung) gesprochen.
Jeder Betroffene erkennt sich bestimmt irgendwo wieder: Mal kein Stuhlgang, dann wieder täglich, aber trotzdem kein gutes Gefühl. Essen scheint einfach im Magen zu sitzen und nicht weiterzugehen. Lustigerweise hilft es oft nicht, „noch gesünder“ zu essen. Ständig Fehlersuche zu betreiben, macht einen eher fertig als gesund.
Was bedeutet Milz-Qi-Mangel in der TCM?
Der Begriff „Milz-Qi-Mangel“ ist eigentlich eine Fehlübersetzung. Es handelt sich weniger um die Milz als vielmehr um Verdauungsenergie. Häufige Symptome:
-
Blähungen, Verstopfung oder weicher Stuhl
-
Müdigkeit, besonders nach dem Essen
-
Nahrungsmittelunverträglichkeiten
-
Schwaches Immunsystem, häufige Erkältungen
-
Schleimproduktion: Häufiges Räuspern, rinnende Nase, Ausfluss
Eine Tabelle zur Übersicht:
Symptom |
TCM-Erklärung |
---|---|
Blähungen, Völlegefühl |
Qi-Mangel, Feuchtigkeit |
Schwache Verdauung, Sibo/IBS |
Qi-Schwäche |
Häufiges Räuspern/Rachenreizung |
Feuchtigkeit/Schleim |
Müdigkeit, Energiemangel |
Qi-Mangel |
Erkältungsneigung |
Wei-Qi-Schwäche |
Die vier wichtigsten Kräuter gegen Milz-Qi-Mangel und Verdauungsprobleme
Hier stelle ich die vier Kräuter vor, die ich am häufigsten empfehle:
1. Ren Shen (Ginseng)
Ren Shen ist das bekannteste Tonikum in der TCM. Es stärkt das Qi, gibt Energie und hilft u.a. bei:
-
Appetitlosigkeit
-
Abgeschlagenheit
-
Verdauungsproblemen, Völlegefühl
Studien zeigen: Ginseng kann kognitive Leistungsfähigkeit verbessern und ist auch bei geistiger Ermüdung hilfreich.
2. Fu Ling (Poria)
Fu Ling ist ein mildes, entwässerndes Pilzkraut. Es wird oft eingesetzt bei:
-
Völlegefühl, Blähbauch
-
Angst, Unruhe (tröstet das Herz!)
-
Vermehrter Schleimproduktion (räuspern)
Biochemisch wirkt es sogar ausgleichend auf das Immunsystem und kann die Stimmung verbessern. Es hilft auch gegen Wassereinlagerungen.
3. Bai Zhu (Atractylodis macrocephalae Rhizoma)
Bai Zhu trocknet überschüssige Feuchtigkeit, die nach TCM oft hinter Blähungen steckt. Typische Anwendung:
-
Völlegefühl, weicher Stuhl
-
Schleimbildung
-
Essen bleibt „liegen“
Beim Probieren merkt man sogar am Geschmack, wie es Feuchtigkeit aufsaugt! Studien belegen eine Schutzwirkung auf die Magenschleimhaut und unterstützende Wirkung bei Blutzuckerproblemen.
4. Huang Qi (Astragalus)
Huang Qi ist weniger trocken, dafür ein echter Alleskönner fürs Immunsystem:
-
Geringe Abwehrkraft, ständiges Kranksein
-
Chronische Erschöpfung
-
Manche Arten von Schleimbildung
Astragalus kann laut Studien sogar Tumorzellen beeinflussen und zur Alterungsprophylaxe beitragen.
Wann sind Kräuter sinnvoll – und wann nicht?
Die TCM kennt keine „One size fits all“-Lösung. Die genannten Kräuter sind bei ca. 70% der Beschwerden meiner Patienten ein Volltreffer – aber manchmal braucht es auch eine individuelle Anpassung. Wer unsicher ist, sollte sich von einem erfahrenen TCM-Therapeuten beraten lassen.
Fazit und weitere Tipps
Zusammenfassend kann ich sagen: Bei Verdauungsbeschwerden lohnt es sich immer, einen Blick auf Milz-Qi-Mangel und die oben genannten Kräuter zu werfen. Kleine Anpassungen im Alltag (regelmässige Mahlzeiten, Stressabbau, wärmende Ernährung) unterstützen die Wirkung enorm.
Vergesst nicht: Jeder Mensch ist einzigartig, und manchmal braucht es ein wenig Geduld, bis die richtige Kombination gefunden ist. Bleibt gelassen, experimentiert und scheut euch nicht, Unterstützung zu suchen – die TCM hat hier sehr viel zu bieten.