Fünf lebensverändernde Gewohnheiten aus der Traditionellen Chinesischen Medizin

Person sitting in desert holding umbrella and glass of water.

Gesundheit bedeutet in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) viel mehr als nur ein Symptom zu behandeln. Es geht darum, Ihren gesamten Lebensstil zu betrachten und immer wieder auf die Mitte zurückzufinden. Nach über zwei Jahrzehnten Praxis hier in Zürich fällt mir immer wieder auf: Die Prinzipien, die uns TCM lehrt, sind überraschend einfach – und dennoch verändern sie so viel, wenn wir sie konsequent leben.

Wichtigste Erkenntnisse auf einen Blick:

  • Fluss steht über allem: Gesundheit heisst, dass im Körper alles im Fluss ist

  • Alles beeinflusst den Energiefluss: Von Ernährung, Wetter, Arbeit, Emotionen bis Schlaf

  • Balance ist das Ziel: Gesundheit entsteht, wenn alle Lebensbereiche ausbalanciert sind

  • Der Geist zählt zuerst: Geist und Stimmung beeinflussen die körperliche Gesundheit

  • Immer wieder zur eigenen Mitte finden: Extreme vermeiden und immer wieder ausgleichen

Was bedeutet Fluss wirklich?

Stell dir einen klaren Bergbach vor. Das Wasser fliesst und ist frisch. Sobald das Wasser aber steht – irgendwo als Tümpel – können sich Keime bilden. Genau so sieht TCM den Körper: Solange Qi und Blut bewegen, bleibt der Mensch gesund. Staut sich etwas, entstehen Beschwerden. Das gilt auch für Bewegung, Ernährung und sogar Gedanken! Deswegen frage ich Patientinnen oft nicht zuerst: «Was essen Sie?», sondern: «Wie fühlt sich Ihr Leben gerade an? Fliesst es oder gibt es Blockaden?»

Hier ein paar Beispiele, wie Fluss konkret aussieht:

  • Bewegung: Sich regelmässig bewegen, auch wenn es nur ein Spaziergang ist

  • Ernährung: Speisen, die gut verträglich sind, statt extremer Rohkost

  • Verdauung: Täglicher Stuhlgang ohne Beschwerden als Zeichen für Fluss

Was alles den Energiefluss beeinflusst

In der TCM-Philosophie spielt einfach alles in unseren Alltag hinein. Man muss weder Laborwerte noch komplizierte Studien haben – oft spüren wir schon intuitiv, was uns guttut. Trotzdem hilft es, genauer hinzusehen:

Bereich

Typischer Einfluss auf den Fluss

Ernährung

Kalte Rohkost bremst, warm Gekochtes fördert Fluss

Emotionen

Ärger steigt „nach oben“, Trauer drückt „nach unten“

Wetter

Feuchtigkeit kann stagnieren lassen, Wind belebt

Schlaf

Zu wenig Schlaf „bremst“ die Erholung

Arbeit

Dauerstress erzeugt Stau – nichts kann mehr gut fliessen

Meine eigene Praxis zeigt: Oft sind es die unscheinbaren Dinge – wie ständiges Grübeln oder zu schnelles Essen – die den Energiefluss regelmässig blockieren.

Gesundheit entsteht durch Gleichgewicht

Viele Menschen versuchen, gezielt Symptome zu bekämpfen. In der TCM schauen wir aber immer, wie Dinge zusammenhängen. Ein Beispiel, das ich gerne erzähle: Manche „modernen“ Beschwerden wie Blähungen, Schleim oder Hautprobleme entstehen, weil unser Verdauungstrakt (in der TCM „Erde“) aus dem Gleichgewicht ist. Das beeinflusst dann auch die Atmung (Lunge, „Metall“), und plötzlich ist die Nase dicht oder die Haut unrein. Wir behandeln nicht „die Nase“, sondern stärken zuerst die Verdauung.

Das Prinzip lässt sich so zusammenfassen:

  1. Nicht das Problem direkt bekämpfen

  2. Sondern schauen: Was sorgt für Balance im Gesamtsystem?

  3. Gegebenenfalls an einer ganz anderen Stelle ansetzen

Der Geist hat Priorität

Etwas, das oft überrascht: In der TCM behandeln wir zuerst den Geist. Ja, richtig gelesen! Ein unruhiger Geist, viel Grübeln oder ständige Unzufriedenheit machen auf Dauer krank – sogar wenn die Cholesterinwerte stimmen und man regelmässig Sport treibt. Mich beeindruckt immer wieder, dass die alten Schriften das schon vor 3.000 Jahren erkannt haben.

Konkrete Umsetzungs-Tipps:

  • Routinen, die entspannen: Kurze Tiefatem-Übungen oder Qigong

  • Tägliche Freude: Kleine Glücksmomente bewusst wahrnehmen

  • Akzeptanz üben: Den Tag nehmen, wie er ist

Viele meiner Patienten merken erst nach einigen Wochen: Es sind oft kleine Veränderungen beim Denken, die den ganzen Körper beruhigen.

Zurück zur Mitte – immer und immer wieder

In China sagt man, TCM ist die „Medizin der Mitte“. Gemeint ist ganz einfach: Extreme vermeiden. Ist jemand ständig überdreht, versuchen wir, ihn runterzubringen. Ist jemand antriebslos, bauen wir langsam Energie auf. Nicht zu viel, nicht zu wenig. Klingt simpel, aber im Alltag braucht es oft Geduld.

Ein typischer Fahrplan aus meiner Praxis:

  • Regelmässiger, erholsamer Schlaf

  • Tägliche, normale Verdauung

  • Begeisterung am Tag (ohne Überforderung)

  • Ausgewogene, warme Mahlzeiten

Wenn das steht, ist meistens schon ein Grossteil der Beschwerden verschwunden – auch wenn ich darunter immer noch überrascht bin!

Fazit:
Die TCM bietet eine freundliche, alltagstaugliche Sicht auf Gesundheit: Immer wieder die eigene Mitte suchen, alles ins Fliessen bringen und Kleinigkeiten ernst nehmen. Probier ruhig einen Punkt aus – dein Körper wird es dir danken!

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