Hyperthyreose mit Akupunktur behandeln: Erfahrungen und Tipps aus der TCM-Praxis

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Viele fragen sich: Wie kann die Traditionelle Chinesische Medizin, insbesondere die Akupunktur, bei dieser Erkrankung unterstützen? ich möchte über ein Thema schreiben, das viele Menschen betrifft – die Hyperthyreose, also die Überfunktion der Schilddrüse. In meinen über 22 Jahren als TCM-Therapeutin in Zürich habe ich zahlreiche Fälle begleitet. Akupunktur kann hier eine wichtige Rolle spielen – und wie, das erkläre ich heute in einfachen Worten.

Wichtigste Erkenntnisse auf einen Blick

  • Die Wurzel der Hyperthyreose liegt im Konzept des „Leber-Feuers“, das sich in viele Bereiche ausbreitet.

  • Hitze, Herzrasen, Augenprobleme und Tremor sind klassische Symptome eines zu starken Leber-Feuers.

  • Gezielt ausgewählte Akupunkturpunkte können die Balance wiederherstellen und Beschwerden lindern.

  • Die Auswahl der Punkte ist individuell und wichtig: Nicht jeder Punkt ist für jede Person passend.

  • Kontinuität ist entscheidend – in der TCM gibt es selten „One-Shot-Heilungen“.

Was ist Hyperthyreose aus TCM-Sicht?

Im Verständnis der chinesischen Medizin hat die Hyperthyreose meist ihre Ursache im „Leber-Feuer“. Die Leber gehört dem Holzelement an, das Feuer ist die „Verbrennung“ dieses Holzes. Das klingt etwas abstrakt, doch es meint letztlich: Zu viel Aktivität in der Leberenergie führt zu unterschiedlichen Beschwerden.

Diese sind:

  • Entzündungen, gereizte Schleimhäute, Herzklopfen und Rötungen (alles Zeichen von Hitze)

  • Übermässiges Schwitzen, da der Körper versucht, sich abzukühlen

  • Verdickung im Hals durch „Schleim- und Hitze-Knoten“, also spürbare Veränderungen an der Schilddrüse

  • Augenprobleme wie Hervortreten oder Rötung, bekannt als Morbus Basedow

  • Zittern durch das „innere Wind“-Prinzip

  • Ruhelosigkeit, Schlafstörungen, Angst, schwacher Kreislauf, Durchfall und Energielosigkeit

Die Symptome entstehen, weil die Leber die anderen Organfunktionskreise entweder überstimuliert oder blockiert.

Tabelle: Kurzüberblick Symptome und TCM-Zusammenhang

Symptom

TCM-Erklärung

Herzrasen, Schlaflosigkeit

Feuer/Hitze oben

Augenbeschwerden

Leber öffnet sich in die Augen

Zittern

Innerer Wind durch Hitze

Durchfall, Müdigkeit

Leber «kontrolliert» Milz

Schwitzen, Hitzewallungen

Hitze steigt, Flüssigkeit geht verloren

Wie sieht eine Akupunktur-Behandlung bei Hyperthyreose aus?

Die Behandlung beginnt immer mit dem Ziel, das Holz-Feuer (Leber-Feuer) zu harmonisieren. Im Alltag bedeutet das: Stress abbauen, Leberenergie kühlen und die Harmonie zwischen den Organkreisen wiederherstellen.

Es gibt bestimmte Akupunkturpunkte, die ich gerne auswähle. Aber keine Sorge – ich erkläre sie für alle verständlich und ohne Fachchinesisch!

Typische Akupunkturpunkt-Kombinationen

Leberpunkte: Diese helfen, das Leber-Feuer zu dämpfen. Besonders wichtig: Punkte, die „Feuer“ oder „Metall“ im Namen haben (z. B. Leber 2 oder Leber 4).

Punkte am Hals:

  • Magen 9 und 10: Genau dort, wo die Schilddrüse sitzt.

  • Ren Mai (Konzeptionsgefäss): Punkte wie Ren 22 und 23, oben am Hals.

Punkte für feurige Symptome:

  • Perikard 8 (Handinnenfläche): Kühlt Hitze und beruhigt das Herz.

  • Magen 41, Magen 45: Lindern Entzündungen im Hals und den Augen.

Entzündungs- und Schleimpunkte:

  • Dünndarm- und Gallenblasenpunkte helfen, Knoten aufzulösen und Wind zu vertreiben (besonders wichtig bei Zittern und Kropf).

Ablauf und Häufigkeit der Sitzungen

Keine Angst, es werden nicht dutzende Nadeln gesetzt – meist wähle ich pro Behandlung etwa 8-10 Punkte aus. Entscheidend ist, gezielt und individuell auf die aktuellen Beschwerden einzugehen. Die Behandlungen finden zu Beginn in der Regel zweimal wöchentlich statt.

Regelmässige Kontrollen der Schilddrüsenwerte beim Arzt sind dabei unerlässlich. Sobald sich die Werte normalisieren, zeigt das, dass der Körper wieder ins Gleichgewicht kommt.

Was gibt’s sonst noch zu beachten?

  • Die Auswahl der Nadeln stimmt man auf die aktuellen Beschwerden und den Puls ab.

  • Hitzezeichen? Dann werden Feuerpunkte genadelt.

  • Engegefühl oder Schmerz? Dann helfen Metallpunkte.

  • Akupunktur braucht Zeit! Erwartet nicht, dass nach einer Sitzung alles „weg“ ist. Die Balance muss langsam zurückkehren.

Eine kleine Liste an Selbsthilfetipps aus der Praxis

  1. Stress vermeiden (Erholung hilft, das Leber-Feuer zu senken)

  2. Mässige Bewegung – zu viel Sport, besonders bei starker innerer Hitze, ist eher kontraproduktiv.

  3. Leicht verdauliche Nahrung (ebenfalls eine Stütze für die Milz und weniger Belastung für die Leber)

  4. Dranbleiben! Auch wenn es nicht immer linear besser wird, Geduld zahlt sich aus.

Fazit

Hyperthyreose ist mit Akupunktur gut unterstützbar, besonders, wenn man den Therapieplan regelmässig verfolgt und die Punktauswahl immer an die individuellen Symptome anpasst. Mir ist wichtig: Behandlung heisst Zusammenarbeit – regelmässiges Feedback zu Wohlbefinden und ärztlichen Befunden ist entscheidend. Das Ziel bleibt immer, dass Körper und Geist wieder in Balance kommen – und manchmal braucht das einfach seine Zeit.

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