Milz-Qi-Mangel: Symptome, Ursachen und Tipps aus der TCM-Praxis

Person in a kitchen drinks orange juice, morning light shines in.

Mir begegnen in meiner Praxis gefühlt jeden Tag Patient*innen mit Milz-Qi-Mangel. Es ist einfach überall, besonders in unserer hektischen, westlichen Welt. Heute will ich erklären, woran man diesen Typ Schwäche erkennt, was ihn auslöst und warum die Behandlung mit Akupunktur, Ernährung und Heilkräutern so sinnvoll ist.

Wichtigste Erkenntnisse:

  • Milz-Qi-Mangel zeigt sich meist zuerst am Verdauungssystem (Blähungen, Müdigkeit, Durchfall).

  • Wird der Mangel nicht behandelt, kann er zu ernsteren Problemen wie Blutmangel, chronischer Müdigkeit und sogar Organprolaps führen.

  • Drei Hauptursachen: Stress, Sorgen/Grübeleien und eine unpassende Ernährung.

  • Die Behandlung stützt sich auf einige klassische Akupunkturpunkte, sanfte Ernährung und bewährte Heilkräuter.

Was bedeutet Milz-Qi-Mangel überhaupt?

In der TCM ist die Milz unser grosses Organisationstalent. Sie macht viel mehr als nur «Blut reinigen» (wie es in der westlichen Medizin gerne heisst). Die Milz ist zuständig für:

  • Die Aufnahme und Verarbeitung der Nahrung

  • Die Verteilung der Nährstoffe als «Qi» (Energie)

  • Das «Halten» von Blut in den Gefässen (Blutungen vorbeugen)

  • Das «Anheben» und Halten der Organe (kein Organprolaps)

  • Die Wasserregulation gemeinsam mit Lunge und Niere

Werden diese Aufgaben schwächer erfüllt, fühlt man sich insgesamt schnell erschöpft, wird blass, hat vielleicht Durchfall oder ständig kalte Hände und Füsse. Oft leiden Betroffene auch an Konzentrationsschwäche und ständigem Grübeln.

Was passiert, wenn man den Mangel ignoriert?

Ehrlich gesagt kann das ziemlich fies werden. Ich habe in über 22 Jahren viele Folgen gesehen:

  • Blutmangel: z.B. schwache oder ausbleibende Menstruation, blasse Haut, brüchige Nägel

  • Spontanblutungen: Nasenbluten, starke Monatsblutung, Zahnfleischbluten etc.

  • Prolaps: Absenkung von Blase, Gebärmutter oder sogar Enddarm

  • Chronische Müdigkeit und Antriebsmangel

  • Schwere, träge Verdauung oder Verdauungsbeschwerden mit Schleim/Dampfbildung

  • Später sogar eine Schwäche des «Yang» – dann wird einem so schnell kalt, als sässe man dauernd im Kühlschrank!

Woher kommt der Milz-Qi-Mangel eigentlich?

Hier ein Überblick über die wichtigsten Auslöser:

  1. Stress (Leber-Qi-Stagnation kontrolliert die Milz zu stark)

    • Dauerstress blockiert nicht nur die Milz, sondern nimmt ihr regelrecht die Kraft. Typisch: Viele machen die Nieren dafür verantwortlich („Adrenal Fatigue“), aber in der TCM sitzt die Erschöpfung meist erstmal in der Milz.

  2. Sorgen und Grübeln

    • Der Kopf rattert, die Sorgen knabbern am Qi. Was war zuerst, das Huhn oder das Ei – schwer zu sagen. Häufig bei sensiblen oder überforderten Menschen.

  3. Mangelhafte Ernährung

    • Zu wenig Mahlzeiten, viel zu schnell gegessen, zu viel Rohkost, Fertigprodukte, Zucker oder kalte Getränke – all das setzt der Milz ordentlich zu.

Zusätzlich können jahrelange falsche Ernährung, chronische Krankheiten oder zu wenig Regeneration den Zustand verschlechtern.

Typische Symptome – schnell erkannt

Eine kleine Tabelle für den Überblick:

Symptom

Bemerkung

Müdigkeit

Besonders nach dem Essen

Blähbauch

Blähungen, Gefühl von Schwere

Durchfall

Oder häufig loser Stuhl

Heisshunger

Besonders auf Süsses

Blasse Haut / Lippen

Oft auch brüchige Nägel

Konzentrationsmangel

«Gedankennebel», Schwere im Kopf

Kalte Hände/Füsse

Oder allgemein Frösteln

Behandlung in der TCM: Was hilft?

Akupunktur-Punkte, die ich fast immer setze:

  • Milz 3 (Tai Bai): Quelle der Qi-Produktion, unterstützt die Verdauung

  • Magen 36 (Zu San Li): Wichtiger Punkt für Energie, Blutbildung, Verdauungsstärkung

  • Milz 6 (San Yin Jiao): «Dreifach treuer Helfer» – stärkt Milz, Leber und Niere zugleich

Je nach Lage gerne auch:

  • Mu-Punkt der Milz (Leber 13)

  • Shu-Punkt der Milz (Blase 20)

Mir ist immer wichtig, dass sich der oder die Patient*in während der Behandlung richtig wohlfühlt. Ob Bauch- oder Rückenlage? Darf selbst entschieden werden – Entspannung ist das A und O.

Ernährung: Besser, aber einfach!

  • Warm essen! Keine Rohkost-Salate, kein Eis. Lieber warme Suppen, Eintöpfe, Haferbrei, süsses Wurzelgemüse (z.B. Süsskartoffel).

  • Langsam essen, gut kauen.

  • Ingwer und Zimt schubsen das Qi an, sind verdauungsfreundlich.

  • Keine zu schweren, „schleimigen“ Speisen – z.B. Popcorn oder stark geröstete Nüsse.

  • Gedünstetes Gemüse, Fisch, Eier und weich gegartes Obst (z.B. gebackene Birne) tun der Milz richtig gut.

Chinesische Heilkräuter: Klassiker

  • Si Jun Zi Tang („Die Kraft der vier Edlen“): Standard bei Milz-Qi-Mangel, besonders wenn die Verdauung schwächelt.

  • Bu Zhong Yi Qi Tang: Perfekt bei Erschöpfung, Prolaps oder Schwäche in Milz und Lunge. Schon oft als «Game Changer» erlebt.

Nicht jeder braucht Kräuter – die Mischung muss individuell passen und wird von Fall zu Fall entschieden.

Zusammengefasst: Es geht meistens ums Fundament

Ob Konzentrationsschwäche, chronische Müdigkeit oder Verdauungsbeschwerden – in der TCM fängt fast alles mit einer starken Mitte, einer gesunden Milz an. Meist braucht es keine „geheimen Tricks“, sondern solide, dauerhafte kleine Änderungen. Essen, das Körper und Seele wärmt. Weniger Stress. Und: Einen entspannteren Umgang mit „perfekter“ Gesundheit. Einfach Schritt für Schritt – typisch TCM eben!

Beitrag teilen: