Immer mehr Menschen mit Multipler Sklerose (MS) nutzen ergänzende und alternative Therapieformen, um Symptome zu lindern und ihre Lebensqualität zu verbessern. Jüngste Projekte und Publikationen fördern einen kritischen Diskurs über Wirksamkeit, Nutzen und Risiken solcher Verfahren.
Wichtigste Erkenntnisse
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Etwa die Hälfte aller MS-Betroffenen nutzt ergänzende Therapien zusätzlich zur Standardbehandlung.
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Die Bandbreite reicht von Akupunktur über Diäten und Pflanzenmittel bis hin zu Hypnose und Ayurveda.
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Wissenschaftliche Belege fehlen häufig, weshalb neue Forschungsinitiativen die Wirksamkeit gezielt untersuchen möchten.
Vielfältige Ansätze neben der Standardtherapie
Multiple Sklerose ist derzeit nicht heilbar, aber die Möglichkeiten zur Symptomkontrolle nehmen stetig zu. Viele Patient:innen suchen nach zusätzlichen Möglichkeiten zur Standardtherapie. Besonders gefragt sind Methoden wie Akupunktur, Massagen, Naturheilverfahren oder spezielle Diäten. Einzelne Immunmodulatoren, etwa Fingolimod, haben sogar pflanzlichen Ursprung. Die Wahl alternativer oder komplementärer Therapien erfolgt jedoch bisher meist ergänzend, nicht ersetzend.
Forschungsprojekte stellen Patientenwünsche in den Fokus
Das internationale Forschungsprojekt PEMS will mittels Online-Umfragen herausfinden, welche Verfahren für MS-Betroffene und Fachleute am wichtigsten sind. Ziel ist es, mit systematischer Priorisierung die Forschung gezielter auf relevante Beschwerden zu lenken. Dies erleichtert es künftig, Studienergebnisse besser zu vergleichen und Empfehlungen für neue Forschungsschwerpunkte auszusprechen.
Orientierungshilfe Für Patienten: Neue DMSG-Broschüre
Mit einer neuen Broschüre bietet die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft erstmals eine umfassende Übersicht und Bewertung alternativer und komplementärer Therapien. Die Therapieansätze werden mittels Farbschema in drei Kategorien eingeteilt: uneingeschränkt empfohlen, nicht evidenzbasiert aber ungefährlich, und nicht empfohlen. So können Patient:innen schneller geeignete Methoden finden und gemeinsam mit ihren Ärzt:innen ein massgeschneidertes Behandlungskonzept entwickeln. Insbesondere bei unkonventionellen oder risikoreichen Methoden ist ärztliche Rücksprache unerlässlich.
Bewegung, Ernährung und Entspannung im Fokus
Sowohl in der Broschüre als auch in verschiedenen Experteninterviews wird immer wieder der Wert von Bewegung, Ernährung und Entspannung hervorgehoben. Diese Maßnahmen gelten als besonders wirksam, um die Lebensqualität bei MS zu steigern, wobei physikalische Therapien und Funktionstraining eine wichtige Rolle spielen.
Fazit
Komplementär- und alternativmedizinische Angebote sind aus dem Alltag vieler MS-Erkrankter nicht mehr wegzudenken. Die systematische Sammlung von Erfahrungswerten und die Forschung an den relevantesten Verfahren sind wichtige Schritte, um sichere und wirksame Therapien für die Zukunft zu identifizieren.
Quellen
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Komplementärmedizinische Verfahren bei Multipler Sklerose (MS): Welche Forschungsrichtung ist relevant? –
News – Deutsches Ärzteblatt, Deutsches Ärzteblatt. -
Alternative und komplementäre Medizin bei Multipler Sklerose – AMSEL aktuell, AMSEL e.V..
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Alternative und komplementäre Therapien der Multiplen Sklerose: Die neue Broschüre der Deutschen Multiple
Sklerose Gesellschaft bietet Orientierung, Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.